Negativzinsen – übersichtlich und verständlich erklärt

Immer häufiger stoßen wir im Finanzsektor auf den Begriff “Negativzinsen”, ohne genau zu wissen, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Dabei ist es eigentlich sehr wichtig, genau über diesen Aspekt genauer Bescheid zu wissen – auch zum eigenen Vorteil.

Negativzinsen

Als VerbraucherIn ist es wichtig informiert zu sein und so eigenständig reflektierte und vernünftige Entscheidungen treffen zu können, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Und obwohl man dachte, man hätte sich bereits genug mit Sollzins, effektivem Jahreszins & Co. auseinandergesetzt, kommt mit dem Negativzins nun noch ein weiteres Phänomen hinzu, das es zu verstehen gilt. Immer mehr Banken machen von Negativzinsen Gebrauch, auch wenn in vielen Fällen nur Neukundinnen und Neukunden von ihnen betroffen sind.

Negativzinsen sind zunächst mal sehr unintuitiv. Denn Sie führen, im Gegensatz zu normalen Zinsen, zu einer Verringerung des ursprünglichen Geldwertes. Sie werden mithilfe einer negativen Zahl angegeben, sodass sie leicht zu erkennen sind. Sollte Ihre Bank damit beginnen, negative Zinsen zu erheben, haben Sie einige Möglichkeiten, dies zu umgehen. Lesen Sie auf dieser Seite alles über Negativzinsen und erfahren Sie, was sie für Sie bedeuten.

In diesem Artikel informieren wir Sie daher ausführlich darüber, 

  • was Negativzinsen überhaupt sind und seit wann sie vermehrt auftreten
  • warum auch Banken Negativzinsen zahlen müssen
  • wie Sie sich selbst gegen die Erhebung von Negativzinsen wehren können.

Egal, ob Sie zum Beispiel auf der Suche nach einer neuen Bank sind oder in der letzten Zeit häufig fragend über den Begriff “Negativzins” gestolpert sind. Dieser Artikel wird Ihnen in beiden Fällen eine willkommene Hilfe sein.

Der Negativzins in aller Kürze:

  • Negativzinsen führen, im Gegensatz zu normalen Zinsen, zu einer Verringerung des ursprünglichen Geldwertes
  • Immer mehr Banken machen von Negativzinsen Gebrauch, auch wenn in vielen Fällen nur Neukundinnen und Neukunden von ihnen betroffen sind
  • Bei der Wahl Ihrer Bank sollte also auch die Tatsache, ob das Institut womöglich Negativzinsen erhebt, in Ihre Entscheidung mit einfließen
  • Sollte Ihre Bank jedoch damit beginnen, negative Zinsen zu erheben, haben Sie einige Möglichkeiten, dies zu umgehen
Negativzinsen

Was sind eigentlich Negativzinsen?

Als wäre die Finanzwelt nicht schon kompliziert und komplex genug, ist mit den Negativzinsen ein neues Phänomen am Horizont erschienen. Das kann die eigene Finanz- und Vermögensplanung in einigen Fällen erschweren.

Gehen wir von dem Grundprinzip aus, bei dem wir unser Geld bei einer Bank anlegen, die mal mehr, mal weniger Zinsen erhebt, könnte die Finanzverwaltung eigentlich recht einfach sein. In den letzten Jahren haben jedoch einige Banken damit begonnen, Negativzinsen zu erheben. Dadurch ist es auf nicht mehr die beste und naheliegendste Wahl ist, größere Summen bei einer Bank zu lagern. 

Hinter der Entstehung von Negativzinsen steckt ein Geflecht verschiedener Gründe und Entwicklungen, für Sie ist jedoch vor allem wichtig zu wissen:

  • Negativzinsen führen dazu, dass sich Ihr Vermögen weder vermehrt, noch stabil bleibt. Im Gegenteil: über einen längeren Zeitraum wird sich der Wert Ihres Vermögens verringern.
  • Nicht alle Banken sind auf den Zug aufgesprungen, mit Sicherheit finden sich weiterhin eine Menge, die keine negativen Zinsen erheben. Auch die Schwelle, von der an eine Bank mit Negativzinsen arbeitet, kann sehr unterschiedlich sein. Häufig liegt sie irgendwo zwischen 50.000 und 100.000 €.
In einigen (seltenen) Fällen erhebt eine Bank bereits ab einer Geldanlage von 1 € negative Zinsen.

Warum erheben Banken nun Negativzinsen?

Tatsächlich sind auch Banken selbst von negativen Zinsen betroffen. An dieser Stelle kommt die Europäische Zentralbank, also die EZB, ins Spiel. Jede einzelne Bank in Europa verfügt über ein Konto bei der EZB, und auch diese kann Negativzinsen auf das Vermögen einer Bank erheben. Daher ist es für einige Banken attraktiver, weniger Geld direkt verfügbar zu haben. Stattdessen arbeiten sie deshalb mit Krediten an Privatpersonen und Unternehmen oder Wertpapieren. Dies wirkt sich auf Privatpersonen aus. 

Die Negativzinsen der EZB führen also dazu, dass sich das reale Vermögen einzelner Banken im Laufe der Jahre verringert. Dies möchten die Banken so gut es geht verhindern. Eine naheliegende Option ist es daher, das direkt verfügbare Vermögen, welches zum Beispiel in Form von Giro- oder Tagesgeldkonten bei der Bank angelegt wurde, in andere Vermögensformen wie Kredite (zum Beispiel ein Privatkredit) umzuwandeln. 

Für Privatpersonen heißt das also, dass Banken nicht daran interessiert sind, dass wir große Geldsummen bei ihnen anlegen. Dies würde die Negativzinsen und daher den Verlust des Vermögenswertes bei der EZB erhöhen.

Negativzinsen sollen Verbraucher und Verbraucherinnen davon abhalten, große Geldsummen bei der jeweiligen Bank einzulagern.

Die konkreten Auswirkungen

Auch, wenn die Realität weitaus komplizierter ist, lassen sich die konkreten Auswirkungen von Negativzinsen auf das eigene Vermögen relativ einfach darstellen. Anhand der folgenden Tabelle sollte das Prinzip der negativen Zinsen deutlich werden: 

Ursprüngliche GeldsummeZinssatzGeldsumme 1 Jahr später
100 €+ 1 %101 €
100 €– 1 %99 €
Das Beispiel dient lediglich zur Veranschaulichung, da es sich in der Mehrheit der Fälle um weitaus höhere Beträge handelt.

FAQ

Erheben alle Banken mittlerweile Negativzinsen?

Nein. Auch wenn sich ein weltweiter Trend hin zu Negativzinsen abzeichnet, finden sich durchaus viele Banken, bei denen dies nicht der Fall ist. Mit ein wenig Recherche lassen sich diese Banken leicht finden. Auch die Tatsache, dass negative Zinsen stets mit einer negativen Zahl gekennzeichnet werden, macht deren Erkennung um einiges leichter.

Bin ich als bestehender Kunde oder als bestehende Kundin von negativen Zinsen betroffen?

Höchstwahrscheinlich nicht. Auch, wenn der Bundesgerichtshof sich bisher noch nicht mit Negativzinsen beschäftigt hat, betreffen sie in den meisten Fällen lediglich neue Kunden und Kundinnen und machen einen Bogen um bestehende Kundschaft.

Habe ich Möglichkeiten, Negativzinsen zu umgehen?

Ja. Generell ist es eine gute Idee, sich stets über den aktuellen Zinssatz Ihrer jeweiligen Bank auf dem Laufenden zu halten, da dieser sich immer wieder ändern kann. Sollte Ihre Bank damit beginnen, Negativzinsen auf bereits bestehende Konten zu erheben, wird sie Sie in den meisten Fällen über diesen Schritt informieren. Wenn Sie mit den veränderten Bedingungen nicht einverstanden sind, sollten Sie anschließend erwägen, Ihr Geld anders aufzubewahren oder anzulegen, um einer Wertminderung vorzubeugen.

Sollte ich mein Geld anders anlegen?

Vermutlich ja, zumindest teilweise. Negativzinsen werden so schnell nicht wieder aus der Finanzwelt verschwinden, sodass es in der Zukunft immer schwieriger werden kann, eine Bank zu finden, die keine negativen Zinsen erhebt. Stattdessen bietet es sich an, sein Geld auf mehreren verschiedenen Banken zu verteilen, sodass Sie die Schwelle, ab der Negativzinsen erhoben werden, nicht überschreiten. Darüber hinaus kann es auch sinnvoll sein, sein Vermögen auf andere Art und Weise zu verwahren, beispielsweise über Immobilien oder Wertpapiere.

Andreas Linde
Von
Andreas Linde hat mehr als 7 Jahre Erfahrung mit dem Kreditmarkt und weiß alles über den effektiven Jahreszinns, Annuitätendarlehen, Tilgungsdarlehen, Obligationen und andere relevante Begriffe, die mit Krediten zu tun haben.
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